"Überfliege ich meine Notizen zu den mehr als siebzig Fällen, bei denen ich während der letzten acht Jahre die Methoden meines Freundes Sherlock Holmes studiert habe, so finde ich viele tragische, ein paar komische, eine große Anzahl bloß seltsamer, jedoch keinen gewöhnlichen darunter; da er nämlich eher aus Liebe zu seiner Kunst arbeitete, als um Reichtümer zu erwerben, lehnte er jede Art von Ermittlung ab, die nicht in den Bereich des Ungewöhnlichen oder sogar des Fantastischen fiel. Unter all diesen verschiedenen Fällen jedoch kann ich mich keines einzigen erinnern, der sonderbarere Züge getragen hätte, als jener, der die wohlbekannte Familie der Roylotts aus Stoke Moran in Surrey betraft"
Dies berichtet Dr. Watson an Anfang der 1892 erschienen Erzählung "Das gesprenkelte Band", in deren Zentrum die Zwillingsschwestern Julia und Helen Stoner, sowie deren Stiefvater Dr. Grimesby Roylott stehen.
Zwei Jahre vor Beginn der Erzählung starb Julia Stoner, die mit einem Marineoffizier verlobt gewesen war, kurz vor ihrer Hochzeit unter mysteriösen Umständen. Sie hörte des Nachts ein unheimliches Pfeifen im Haus, das sie sich nicht erklären konnte, ehe sie ihr tragisches Schicksal ereilte.
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Quelle: sherlockholmes.wikia.com |
Helen Stoner, die selbst kurz vor ihrer eigenen Hochzeit steht und wegen Umbauarbeiten in das alte Zimmer ihrer verblichenen Schwester ziehen musste, wendet sich in größter Panik und schierer Todesangst an Sherlock Holmes, denn auch sie hörte nun das seltsame Pfeifen. Sie berichtet, wie ihre Schwester, in der Nacht ihres Todes, schreiend auf den Flur hinaus gestürzt war und ihr zugerufen hatte "Es war das Band! Das gesprenkelte Band!", bevor sie zusammengebrochen war.
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Quelle: kulturschnitte.de |
Außer dem ominösen Pfeifen und einem Geräusch, das klang, als sei etwas metallenes zu Boden gefallen, gab es keine weiteren Auffälligkeiten, zumal Fenster und Türen von Julias's Zimmer verschlossen waren. Das Ganze ist höchst unerklärlich und darum nur umso reizvoller für Sherlock Holmes. Zusammen mit seinem Freund Dr. Watson reist er noch am selben Tag zum Wohnsitz von Miss Stoner und inspiziert das Anwesen, inclusive des ehemaligen Schlafzimmers der Schwester - über deren Bett eine Klingelschnur hängt, die nie benutzt wird, nicht einmal mit einer Klingel verbunden ist - und des Zimmers von Dr. Roylott, das direkt nebenan ist. Die beiden Zimmer sind durch eine Art Lüfter verbunden. Eine wichtige Erkenntnis für Holmes, der im Anschluss seine Klientin instruiert, sich in dieser Nacht in ihr altes, in Bauarbeiten befindliches Zimmer zurückzuziehen. Holmes und Watson selbst bleiben am vermeintlichen Tatort zurück.
"Schlafen Sie nicht ein; Ihr Leben könnte davon abhängen", ermahnt Holmes seinen Partner, als sie sich im dunklen Zimmer auf die Lauer legen und tatsächlich werden die Ereignisse der darauffolgenden Stunden sich als äußerst gefährlich herausstellen:
"Plötzlich schien flüchtig ein Licht aus Richtung des Lüfters auf, das zwar gleich verschwand, dem jedoch ein starker Geruch von brennendem Öl und erhitztem Metall folgte. Im Nebenraum war eine Blendlaterne entzündet worden. Ich hörte, wie jemand sich sacht bewegte, dann war abermals alles still, wenn gleich der Geruch immer stärker wurde. Eine halbe Stunde lang lauschte ich angestrengt. Dann war plötzlich ein neues Geräusch zu hören - ein zarter, sanfter Ton, ähnlich dem Zischen von Dampf, der langsam aus einem Kessel entweicht. In dem Augenblick, da wir es hörten, sprang Holmes neben dem Bett auf, riss ein Streichholz an und schlug mit seinem Stock wild auf den Klingelzug ein. [...] Als Holmes das Streichholz anriss, hörte ich zeitgleich ein leises, deutliches Pfeifen, aber der jähe grelle Schein vor meinen müden Augen machte es mir unmöglich festzustellen, wonach mein Freund da so heftig schlug. Immerhin konnte ich erkennen, dass sein Gesicht leichenblass war und erfüllt von Grauen und Ekel"
Kurz darauf ist aus dem Nebenzimmer ein furchtbarer Schrei zu hören. Holmes und Watson stürmen sofort hinüber und da ist es, das gesprenkelte Band, gewickelt um den Kopf des reglosen Dr. Roylott. Und dann beginnt sich der seltsame Kopfschmuck auch noch zu bewegen.
Was das gesprenkelte Band genau ist? Was hinter der undurchsichtigen Geschichte steckt und wie sie endet?
Na, das werde ich Euch natürlich nicht verraten. ;-)
Dieses verworrene, wie auch spannende Abenteuer meines Lieblings-Detektives solltet Ihr schon selbst lesen.
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